Universitäten und Hochschulen hielten lange Zeit das Monopol auf die Definition und Vermittlung von Wissen. Spätestens seit der flächendeckenden Einführung des Internets werden auch in der Bildung die Karten neu gemischt. Selbst wenn der Zugang zu Informationen nicht mit Wissen gleichzusetzen ist, entwickeln sich immer mehr – größtenteils kostenlose – Alternativen zu den althergebrachten Bildungsinstitutionen, die einer breiten Masse an Menschen gut kuratierte Inhalte zur Verfügung stellen. Die fortschreitende Demokratisierung und Verfügbarkeit von Inhalten ist aber nicht der einzige Grund, weshalb die etablierten Bildungsinstitutionen ihre Relevanz erneut unter Beweise stellen müssen. Neben der zunehmenden Privatisierung der Bildungslandschaft erhält die klassische akademische Ausbildung auch von Seiten der Wirtschaft zunehmend Konkurrenz. Die Frage »Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?« ist allgegenwärtig und Lösungsansätze werden mit enormen finanziellen Mitteln von der Wirtschaft vorangetrieben. Moderne Unternehmen investieren horrende Summen in ihre Unternehmenskultur. In zukunftsweisenden Räumlichkeiten finden gemeinschaftsfördernde Events statt und werden öffentliche Wissens-Netzwerke gebildet. Auch weiten sie ihre Präsenz im öffentlichen Raum durch Event- und Kulturangebote aus. Dadurch nehmen sie einen immer größeren Einfluss darauf, was und wie wir lernen. Die Unternehmen bedienen sich dabei häufig den Begriffen und Strukturen von Bildungseinrichtungen. Es werden ›Innovationlabs‹ gegründet, die sowohl begrifflich als auch formell stark an Universitäten erinnern. Zunehmend mehr Unternehmen – insbesondere bekannt aus der Tech-Branche – wandeln ihr Betriebsgelände zum Campus um, an dem nicht nur gearbeitet, sondern auch gelehrt, gelernt und letztlich gelebt wird. Der Begriff Campus wird heute vermehrt mit erfolgreichen Unternehmen assoziiert. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, welche enormen wirtschaftlichen Interessen der jeweiligen Unternehmen dahinter stehen. Das stellt die Unbefangenheit des freien Denkens, welche der Campus eigentlich fördern soll, in Frage. Hier gilt zu überprüfen: Können wirtschaftliche Interessen und freie Bildung Hand in Hand gehen?
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